In der Bezirksvertretung (BV) VII ist Rita Nebel die Ansprechpartnerin für Senioren. Die langjährige SPD-Bezirkspolitikerin haben wir nach einigen Senioren-Top-Themen befragt.
Im MEIN KURIER-Gebiet bieten viele Vereine, Gemeinden, Verbände etc. Aktivitäten für Senioren an. Ist das Angebot ausreichend?
Rita Nebel: Ich denke, das Angebot an Aktivitäten für Senioren ist ausreichend. Es gibt u.a. Wassergymnastik, Wandern wie z.B. „Willst Du mit mir gehen?“, Seniorenclub & Bingo, Filmnachmittag und Seniorennachmittage.
Bieten Sie wieder den Seniorennachmittag im Rathaus Kray an?
Ja, der Seniorennachmittag findet weiterhin am dritten Mittwoch im Monat im Krayer Rathaus statt. Beginn ist um 15 Uhr. Neben Kaffee und Kuchen lese ich den Teilnehmern Kurzgeschichten vor. Selbstverständlich gibt es auch zu vielen Themen eine rege Diskussion.
Inzwischen haben sich auch 60plus-Zentren in den Stadtteilen organisiert. Ist das eine Bereicherung?
Die Zentren 60 plus wurden von der Stadt Essen ins Leben gerufen und haben sich gut etabliert. Im Bezirk VII befindet sich das Zentrum 60 plus an der Krayer Straße 80. Bianca Löher leitet das Zentrum im Auftrage des ASB und wird von Yasar Aksen unterstützt. Dort werden viele Veranstaltungen und Kurse für Senioren angeboten wie z.B. ein Zeichen- und Malkurs, Skatspiel und das Montags-Café. Auch gibt es dort Infoveranstaltungen zu verschiedenen Themen, wie z.B. „Versicherungen im Alter“.
Sie sind jetzt seit vielen Jahren in der Seniorenarbeit tätig. Was hat sich verbessert, wo muss man noch nachjustieren?
Seit fast 15 Jahren engagiere ich mich ehrenamtlich in der Seniorenarbeit. Ich glaube, heute werden die Senioren intensiver wahrgenommen als vor einiger Zeit.
Da die Menschen über 65 Jahre zunehmen, in Essen gibt es ca. 166.000 über 65 Jahre, haben wir auch eine gewaltige Stimme im Seniorenrat. Dort bin ich auch als ordentliches Mitglied der BV VII vertreten. Es wäre schön, wenn auf die Belange der Senioren weiterhin eingegangen wird, das Ehrenamt geachtet und nicht für eine Selbstverständlichkeit angesehen wird.
Wie begegnet Ihnen das Thema „Altersarmut“?
Die Altersarmut ist auf dem Vormarsch! Das wurde aber in den letzten Jahren nicht erkannt! Viele Senioren bekommen Grundsicherung im Alter oder Wohngeld zur Rente, was allerdings kaum zum Leben reicht. Die Altersarmut hat zur Folge, dass die Menschen sich zurückziehen und nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen möchten und können.
Es steht auch kaum Geld für eine umfassende medizinische Versorgung zur Verfügung. So manch einer hat auch kaum etwas zu essen. Hier würde die Tafel helfen, wenn die Menschen sich dort anmelden.
Senioren, die im Altenzentrum nur noch ein Taschengeld zur Verfügung haben und andererseits luxuriöse Senioren-Residenzen – wie sehen Sie diese Zweiklassen-Gesellschaft im Alter?
Ich finde es nicht so schlimm, dass sich manch einer einen Aufenthalt in einer Seniorenresidenz leisten kann. Ich gehe davon aus, dass die Betreuung und Pflege in einem Altenzentrum genauso gut sein wird, wie in einer Residenz. Dort hat man vielleicht mehr Komfort, was das Angebot an Annehmlichkeiten betrifft. Aber die Freizeitaktivitäten in beiden Einrichtungen dürften sich kaum voneinander unterscheiden, denn das Personal versucht, die Bewohner zum Mitmachen zu bewegen, wie z.B. beim Basteln, Handarbeiten, Tanzen und geselligem Beisammensein. Bzgl. des Taschengeldes in Höhe von zurzeit 135,54 Euro kann ich nur sagen, dass das manchmal nicht ausreicht, um den persönlichen Bedarf zu decken, wie Friseurbesuche, Fußpflege sowie zuzahlungspflichtige Medikamente oder vielleicht der Cafébesuch.
Wo muss die Politik im Sinne der alten Menschen den Hebel ansetzen?
Ich finde, die Politik sollte sich zur Aufgabe machen, die alten Menschen in ihrer Planung nicht zu vergessen! Vor allem sollte die Altersarmut bekämpft werden! Früher hieß es mal: „Ihre Rente ist sicher!“ Aber, davon kann man nicht mehr ausgehen. Neben einem guten Einkommen im Alter sollte auch das Umfeld stimmen, wie z.B. bezahlbarer und seniorengerechter Wohnraum. Auch sollten in der Nähe Arztpraxen, Geschäfte und Banken ansiedeln. Vielleicht könnte man dies alles in einem Mehrgenerationenhaus integrieren. Auch Angebote für das soziale Umfeld, wie Begegnungsstätten, sollten ausgebaut werden.