Da sich die Vorarbeiten und damit der eigentliche Baubeginn des neuen Einkaufszentrums in Essen-Freisenbruch, „Quartier am Hellweg“, um Jahre verzögert haben, gehen im Stadtteil Gerüchte um. So ist von einer Absage des Investors LIST Develop Commercial die Rede und dass statt eines Einkaufszentrums eine Asylbewerberunterkunft entstehen soll. Das ist falsch, aber richtig gute Nachrichten gibt es auch nicht.
Asylheim statt Einkaufszentrum?
Ratsherr Wilfried Adamy (Essener Bürger Bündnis / Freie Wähler, EBB-FW) wohnt selbst in Freisenbruch und ist verärgert, dass die Stadtverwaltung die Anwohner so gut wie gar nicht zum Stand der Arbeiten informiert. Ende August stellte er deshalb im Rat der Stadt eine Anfrage bezüglich der Nahversorgung in Freisenbruch und des aktuellen Stands der Arbeiten nebst Bauzeitplan. Ebenso wollte der Ratsherr wissen, ob es mittlerweile mehr gibt als nur die Absichtserklärung des Investors, LIST Develop Commercial. Jetzt hat Baudezernent Martin Harter geantwortet, allerdings nur mündlich.
Wilfried Adamy fasst zusammen: „Auch die LIST-Gruppe wurde von Baukosten- und Zinssteigerungen getroffen. So dass mit der Stadt verhandelt wird, ob das neue Einkaufszentrum in einer abgespeckten Variante gebaut wird, ohne die geplanten Büros und Wohnungen. Fortschritte gibt es beim Grundstückstausch zwischen Stadt und LIST im Bereich der geplanten neuen Kreuzung Bochumer Landstraße / Rodenseelstraße. Stand jetzt geht die Stadt davon aus, dass das Einkaufszentrum 2026 fertiggestellt sein könnte. LIST wird dann nur eine kleine Variante mit den Nahversorgern (Anm. der Red.: geplant wird mit ALDI, EDEKA und dm) bauen. Wenn die Stadt will, kann das so gemacht werden, dass dann die Stadt selbst Wohnungen und Büros entwickelt. Allerdings hat Essen in die Vorbereitungsmaßnahmen bereits rund 20 Mio. Euro investiert.“
Ratsherr Wilfried Adamy: „Es ist ein Tiefschlag für Freisenbruch.“
Am 6. Januar 2020 wurde der Bebauungsplan für das „Quartier am Hellweg“ der Öffentlichkeit präsentiert. Fertiggestellt werden sollte das Einkaufszentrum mit Geschäften, Büros, Wohnungsbau, evtl. Arztpraxen usw. 2022. Doch die für den Neubau notwendige Sanierung des Eibergbaches verzöger
te sich, Ausschreibungspflichten wurden versäumt und die Menge der Bergbauschäden, die es zu verfüllen galt, seitens der Stadtverwaltung unterschätzt. Seit 2021 sind vor allem die Anwohner, Geschäftsleute und Gewerbetreibenden an Bochumer Landstraße, Rodenseelstraße und Sachsenring den Auswirkungen einer Dauerbaustelle ausgesetzt. Bis heute geht es um ständig wechselnde Straßenführungen, Gefahr für Fußgänger, fehlende oder falsche Verkehrsbeschilderung und mangelnde weiträumige Ausweisung von Umleitungen.
Wilfried Adamy: „Dass aus dem groß angekündigten Einkaufs-Quartier nun vier Jahre später ein Quartierchen werden soll, ist für die Freisenbrucher Bürger eine große Enttäuschung. Wäre es bei den Vorarbeiten seitens der Stadt nicht zu jahrelangen Verzögerungen gekommen, hätte der Investor mit dem eigentlichen Bau des Einkaufszentrums noch zu einer Zeit beginnen können, als die Baukosten- und Zinssteigerungen noch nicht im Raum standen.“