Die Steeler Metzgerei Otto Velten wurde bereits im Jahr 1873 gegründet und kann sich über den 150. Geburtstag freuen. Was ist das Geheimnis hinter diesem Traditionsunternehmen? Wir haben darüber mit Metzgermeister Otto Velten gesprochen.
150 Jahre, Jubiläum! Sie sagen, damit ist Ihre Metzgerei die älteste und zugleich modernste im Raum Essen. Andere Traditionsbetriebe tun sich schwer oder haben längst geschlossen. Wie lautet Ihr Erfolgsrezept?
Wir haben immer wieder in unser eigenes Geschäft investiert, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Und dies sowohl beim Inventar als auch bei den Erwartungen der Kunden, um immer das zu verkaufen was der Kunde sich wünscht. Wir haben uns immer an geänderte Verzehrgewohnheiten der Kunden angepasst, über vegetarischen Essen, Lieferung und Partyservice außer Haus bis hin zu neuen Rezeptideen beim Mittagstisch.
Jedes Jahr werden Kreationen aus Ihrer Metzgerei mit Preisen bedacht. Aber: Wie „erfindet“ man eine neue Wurst? Wie muss man sich so einen Entwicklungsprozess vorstellen?
Immer wieder probieren, in der Praxis neue Rezepte zu entwickeln, anpassen, wobei das Meiste aber auch aus den traditionellen Rezepten und Würsten stammt, die einfach nur aktualisiert werden.
Neben dem Partyservice bieten Sie auch Fleisch- oder Grill-Seminare an. Was hat es mit dieser Idee auf sich?
Nach dem Krieg musste erst einmal der Hunger gestillt werden. Danach wurde es immer edler und feiner und wer darüber hinweg ist, möchte als I-Tüpfelchen mehr über seine wertvolle Nahrung wissen. Man kann auf diese Weise mehr von einem richtigen Fleischexperten aus der Branche direkt vor Ort erfahren, wie man z.B. das beste Steak zubereitet, um die kulinarische Spitze zu erklimmen. Und wir haben die Nachfrage dahingehend erkannt.
Sie setzen auf Gesundheit, Nachhaltigkeit und Tierwohl. Wie machen Sie das Ihren Kunden transparent?
Wir machen Werbung bei euch, bei MEIN KURIER. Mit unserer Fleisch-Herkunft sind wir auf Social Media-Kanälen vertreten und wird stehen natürlich im direkten Austausch mit unseren Kunden, die vor Ort im Ladengeschäft natürlich mehr erfahren als irgendwo anders und Tierwohl steht bei uns ganz oben an, sonst würden wir eher weniger verkaufen. Die Massenware-Kunden können woanders hingehen.
Sind Sie auch Ausbildungsbetrieb und geben Ihre Erfahrung weiter?
Wir haben zwei Top-Lehrlinge, die in ihrer Fleischer-Fachschule in Essen als die besten in dem Fach bekannt sind. Eine junge Frau im Verkauf, ein junger Mann in der Wurstküche, Teammitglieder, die für sich erkannt haben, dass sie viel mehr Mehrwert bekommen als ihre Kollegen, die im Supermarkt die Ausbildung machen. Und so haben sie viel mehr Spaß, bessere Arbeitszeiten und lernen von mir sehr, sehr viel.
Wahrheit oder Mythos? Ein Konditor ist privat lieber etwas Deftiges, ein Metzger eher etwas Süßes?
Da ist viel Wahres dran. Ich esse persönlich sehr viel Süßes. Ich kann viel Herzhaftes gegessen haben, nichtsdestotrotz brauche ich im Anschluss eine gute Portion zum Naschen.
Advents- und Weihnachtsbratenzeit: Welche Klassiker können Sie empfehlen oder was wäre mal etwas Neues an den kommenden Festtagen?
Sauerbraten mit Schupfnudeln oder Spätzle. Fotos: privat